Bewegung
Kinder wollen sich bewegen, toben, erleben, forschen, sich selbst ausprobieren und die Welt entdecken!
Heute Schon bewegt?
Bewegung ist ein Grundbedürfnis von Kindern!
…Es dient in aller erster Linie der Gesundheit und dem Wohlbefinden.
Kinder lernen durch ihren Körper und Bewegung, wie sie sich in ihrer Umwelt zurechtfinden, entwickeln Selbstvertrauen und erlernen wichtige Fähigkeiten. Dies umfasst die Wahrnehmung, das Ausdrücken von Gefühlen, soziale Interaktion und das Verständnis ihrer Umgebung. Diese Erfahrungen fördern ihr Selbstwertgefühl und ihre Fähigkeiten.
Kinder lernen auf diese Weise nicht nur ihren Körper, sondern auch sich selbst kennen. Durch den Körper leben sie ihre Gefühle und Empfindungen aus und können diese gegebenenfalls verarbeiten. Freude, Lust, Erschöpfung oder Energie werden körperlich erspürt und wahrgenommen
BEWEGUNG als motor des lernens
Lernen im frühen Kindesalter ist in erster Linie Lernen über Wahrnehmung und Bewegung, über konkretes Handeln und über den Einsatz aller Sinne: so ist z. B. die sprachliche Kommunikation eng verbunden mit Wahrnehmungsprozessen. Sensomotorische Erfahrungen gehören zur Grundvoraussetzung für die Entwicklung der Sprache (vgl. Zimmer, 2010).
Um feinmotorische Anforderungen beim Schreibenlernen bewältigen zu können, muss die Auge-Hand-Koordination ausgebildet sein. Und die Bedeutung von Buchstaben kann ein Kind nur dann erkennen, wenn es ihre Lage im Raum einordnen kann. Diese Fähigkeit zur Raum-Lage-Wahrnehmung baut sich ebenfalls zunächst über den Körper und die Bewegung auf.
Durch Bewegung gewinnen Kinder Erkenntnisse über die Beschaffenheit ihrer Umwelt, über die Dinge und Gegenstände und ihre spezifischen Eigenschaften – diese Erkenntnisse sind eng an die eigene Aktivität gebunden. Nur durch Bewegung können sie sich z. B. ein Bild davon machen, wann, warum und wie ein Ball springt, rollt oder fliegt und wie man dies durch die eigene Handlung beeinflussen kann.
In den ersten Lebensjahren ist das Denken noch an das unmittelbare Handeln gebunden. Das Lösen von Problemen erfolgt weitgehend durch den praktischen Umgang mit den Dingen und Gegenständen, durch Ausprobieren und Erkunden. Erst mit zunehmendem Alter verlagert es sich mehr und mehr auf die Vorstellungsebene. So machen Kinder beim Balancieren auf der Bordsteinkante oder auf der Mauer Erfahrungen über das Gleichgewicht. Was der Begriff „Gleich-Gewicht“ bedeutet können sie nur verstehen, wenn sie in verschiedenen Situationen mit dem eigenen Körper-Gleichgewicht experimentieren können: Je schmaler die Mauer ist, umso vorsichtiger ist das Gehen, die Arme werden zum Ausgleichen des Gewichts auf beiden Seiten ausgestreckt. Auf dem Spielplatz – beim Auf- und Abfedern auf der Wippe wird ihnen klar, dass das Gewicht auf beiden Seiten der Wippe gleich verteilt sein muss, damit sie überhaupt in Schwung kommt.
So bilden Kinder mit Hilfe von körperlichen Erfahrungen und Sinneserfahrungen Begriffe; im Handeln lernen sie Ursachen und Wirkungszusammenhänge kennen und begreifen (vgl. Zimmer, 2009).
Bewegungshandlungen sind zudem mit Strategien der Problemlösung verbunden. Über Bewegungsaktivitäten macht sich das Kind ein Bild von den Gesetzmäßigkeiten und der Beschaffenheit von Dingen. Es überprüft die Ergebnisse am eigenen Tun. Bewegung dient hier als Mittel zum Zweck, wenn das Kind auf der Suche nach Lösungswegen die eigenen Handlungen solange variiert, bis es zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommt.
Das Kind gewinnt Erkenntnisse über seinen eigenen Körper und die Umweltgegebenheiten hierbei über konkrete Handlungen und Sinneserfahrungen. Der Ursprung des kindlichen Denkens liegt somit im Handeln.
Lassen sich Herausforderungen nicht mit Hilfe bereits vorhandener Schemata lösen, verändert das Kind über Handlungs- und Bewegungserfahrungen die bestehenden, um sich geistig an die neuen Anforderungen der Umwelt anzupassen.
Grundlegend für die Entwicklung der Kognition sind die Möglichkeiten des Kindes, experimentierend und erforschend mit den Objekten seiner Umwelt umzugehen und selbstständig Erfahrungen sammeln zu können. Die derart gewonnenen Eindrücke können als „materiale“ Erfahrung bezeichnet werden. Materiale Erfahrungen sind vor allem Erfahrungen physikalischer Phänomene. Kinder machen sie beim Variieren ihrer Handlungen unter verschiedenartigen Handlungsbedingungen. So sind Begriffe wie Schwung, Gleichgewicht, Beschleunigung, Schwerkraft etc. unmittelbar an das eigene Tun gebunden. Sie können von Kindern nur über grundlegende Bewegungstätigkeiten beim Schaukeln, Rutschen, Balancieren, Klettern, Rollen, Springen etc. gewonnen werden. Über die Veränderung der Spiel- und Bewegungssituationen (z. B. beim Balancieren über unterschiedlich breite und hohe Geräte, beim Halten des Gleichgewichts auf instabilen Materialien) erleben sie unmittelbar Ursache und Wirkungen und lernen, Zusammenhänge zu erkennen.
Kinder drücken sich selbst, ihre Gefühle, ihre Befindlichkeit über ihren Körper, über Bewegung und durch Mimik und Gestik aus. Sie zeigen Wut und Trotz, in dem sie laut schreien, Dinge wegwerfen oder sich körperlich austoben und die Wut in Bewegung „herauslassen“.
Über ihre Sinne, wie Schmecken, Tasten, Riechen, Sehen und Hören, nehmen sie sich selbst und die Umwelt um sie herum wahr. Die Wahrnehmung von Reizen hat einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden, auf Lernprozesse und damit auch auf die Gesamtentwicklung eines Kindes. Durch eigenes körperliches Erleben können Kinder die Welt erfahren; es ist die beste Lern- und Entwicklungsbasis wenn ein Kind selbst etwas tut, fühlt, wahrnimmt.
Nicht zuletzt ist das Wort „SELBER“ eines der ersten gesprochen Wörter.
Körperbewegung oder -haltungen und Gesichtsausdrücke zeigen anderen Menschen deutlich, was Kinder innerlich bewegt, wie sie sich fühlen und welche Bedürfnisse sie haben. Um Gefühle anderer wahrnehmen und richtig einordnen zu können, sind die Wahrnehmung und emphatische Interpretation der (körperlichen) Signale unseres Gegenübers elementar und sollten im Fokus frühkindlicher Bildung- und Entwicklungsförderung stehen.
Bewegungsaktivitäten und – spiele bieten vielfältige Gelegenheiten, soziale Lernprozesse zu initiieren und zu gestalten. Soziale. Beziehungen und Lernprozesse werden im Spiel meist unbewusst erlebt. Pädagogisch angeleitete und strukturierte Bewegungsangebote ermöglichen es, spezifische Situationen, in denen das Einnehmen und Aushandeln von Rollen, das Vereinbaren von Regeln, die Kontaktaufnahme sowie körperliche Verhaltensweise bewusst relevant sind, bewusst zu initiieren und zu begleiten.